T I T E LT H E M A „Von Kontrolle hin zu Inspiration“ Mit dem Wandel der Arbeitswelt geht auch ein Wandel der Arbeitsformen einher. Ortsflexibles Arbeiten, mehr Selbstbestimmung und verändertes Führungsverhalten sind einige Beispiele dafür. Im Interview berichten Judith Treiber und Hauke Dierks, beide bei der UVB im Bereich Psychologie und Gesundheitsmanagement tätig, über notwendige Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit und Zufriedenheit bei der Arbeit. INTERVIEW: ULINA SIEVERS, KOMMUNIKATION Neue Arbeitsformen, New Work – diese Be- griffe sind in aller Munde. Woran den- ken Sie bei diesen Be- griffen als Erstes? HAUKE DIERKS: Natürlich fallen mir so- fort Begriffe wie Digitalisierung, KI oder Coworking ein. Vor allem den- ke ich aber an ortsflexibles Arbeiten, sprich Telearbeit und mobiles Arbei- ten – das von vielen auch als Homeof- fice bezeichnet wird. Das Büro ist vor allem seit Corona nicht mehr der ein- zige Arbeitsort für die Beschäftigten. Judith Treiber, Psychologin Hauke Dierks, Präventionsberater Welche Herausforderungen sind mit dem ortsflexiblen Arbeiten für die Beschäftigten verbunden? DIERKS: Für die Beschäftigten be- deutet ortsflexibles Arbeiten eine größere Selbstorganisation, mehr Selbstmanagement und eine größe- re Eigenverantwortung für die Gestal- tung des Arbeitsplatzes. Was sollten Führungskräfte be- achten, wenn ihr Team beispiels- weise in ganz Deutschland ver- teilt ist? JUDITH TREIBER: Mehr und mehr Men- schen arbeiten nicht am selben Ort, manche Teams arbeiten komplett virtuell miteinander und sehen sich praktisch nie in Präsenz. Natürlich stellt sich da auch oft die Frage, wie 8 UVB.dialog 1 | 2024 man es schafft, eine Identifikation mit dem Team zu finden und ein gutes so- ziales Miteinander zu gestalten. Zum einen braucht es Zeit und Raum für sozialen Austausch. Es muss erlaubt sein, auch mal über andere Themen als die Arbeit zu sprechen, wie das in Kaffeeküchen oder auf dem Flur auch üblich ist. Zum anderen hilft es, Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass niemand ein Einzelgänger ist. Das Stichwort hier ist, Abhängigkeiten zu schaffen. Das klingt vielleicht erstmal abschreckend, hilft aber, das Team zusammenzuhalten, wenn wichtige Aufgaben nicht allein erledigt werden können, sondern immer gemeinsam und in Absprache mit dem Team. Also für mehr Zusammenhalt weg von der Individual- hin zur Team- leistung? TREIBER: Ja, teilweise schon. Für eine gute Leistung sollte das ganze Team Anerkennung erhalten. Natürlich kann man diejenigen hervorheben, die besonders gute Arbeit gemacht haben, dabei sollte aber immer klar sein, dass dies ohne das Team nicht möglich gewesen wäre. Und natürlich ist auch hier die Vorbildrolle der Füh- rungskraft wieder sehr wichtig. Wenn die Führungskraft als Einzelkämpfer agiert, an informellen Gesprächen nicht teilnimmt oder sie sogar unter- bindet, kann ein virtuelles Team nur sehr schwierig funktionieren. Aber die Verantwortung liegt ja nicht nur bei den Führungskräf- ten, sondern auch bei jeder und jedem Einzelnen, oder? DIERKS: Natürlich! Die Beschäftigten beziehungsweise die Teams haben selbstverständlich auch eine Verant- wortung. Ortsflexibles Arbeiten bie- tet die Chance, sich über wesentliche Arbeitsbedingungen auszutauschen und Vereinbarungen auf Teamebene zu treffen, sich selbstständig zu orga- nisieren. Das können beispielweise das soziale Miteinander wie Kaffee- oder Frühstücksrunden sein, Festlegun- gen zur Erreichbarkeit während der Arbeitszeit oder auch zu der Frage, B V U : s o t o F