die Schlusskurve einbiegt, werden die zwei Freiwilligen auf großer Bühne von einem echten Geheimagenten gegrillt. Bestsellerautor Leo Martin, lange Jahre undercover für die Anwerbung von V-Leuten beim Verfassungsschutz im Einsatz, verrät ein paar Geheimwaffen für gelingende Kommunikation. Dabei erschreckt oder provoziert der Kriminal- wissenschaftler auch mal ein wenig. Allein aus der reagierenden Körperspra- che schließt er dann, ob die Probanden eine schwarze oder eine weiße Kugel hinter dem Rücken versteckt halten. „Es geht nicht darum, immer nett zu sein oder den anderen in seiner Komfortzone zu lassen“, verrät Martin, wie man Men- schen für sich und seine Projekte ge- winnt, „aber es muss immer respektvoll und auf Augenhöhe passieren.“ Auch für Tanja und Sven bleibt es deshalb bei einer harmlosen Schrecksekunde. Schon zuvor haben mehr als drei Dutzend Referenten in verschiedensten Gesprächsformaten Impulse und Anre- gungen gegeben, wie das Arbeiten beim Bund und bei der Bahn noch sicherer und gesünder werden kann. Birgit Kruse be- richtet, wie bei DB JobService inzwischen das Arbeiten im Homeoffice zur Selbstver- ständlichkeit wurde. Lars Schmiedling und Daniel Werner zeigen in einem Rol- lenspiel, wie im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat Kollegen einander in strukturierter Beratung neue Wege aufzeigen. Wilfried Petersen von der DFS Deutsche Flugsicherung verrät, wie man durch Achtsamkeit aus eigenen Feh- lern die richtigen Lehren zieht. Eine Welt ohne Arbeitsunfälle? Die Zielmarke ist dabei denkbar hoch gesetzt. „In letzter Konsequenz möchten wir uns selbst überflüssig machen“, sagt Bernhard Schneider als Geschäftsführer der UVB. Dahinter steckt die Vision Zero – eine Welt, in der niemand mehr bei der Arbeit zu gesundheitlichem Schaden kommt. Bis dahin müssen alle Beteilig- ten allerdings noch eine Weg strecke ge- hen. Zwar hat sich die Zahl der Arbeits- unfälle zwischen 1910 und 2010 von zehn pro 1000 Beschäftigen auf statistische 0,3 Fälle verringert. „Aber 2 | 2019 UVB.dialog bei dieser Zahl verharren wir seit Jahren“, erklärt Bernd Niggemeyer, Geschäftsbereichsleiter „Arbeitsschutz und Prävention“. Ein langfristiger Ver- änderungsprozess in der Arbeitskultur unter dem Motto kommmitmensch soll nun diese Schallmauer durchbrechen. „Das größte Problem wird in Zukunft der angemessene Umgang mit der Arbeit sein“, glaubt Niggemeyer, „Ausfalltage, egal ob aufgrund eines Unfalles oder einer arbeitsbedingten Erkrankung, dür- fen nicht kommentarlos hingenommen werden. Sie werden produziert und pas- sieren nicht einfach.“ Krisensituationen meistern Der Unternehmer und Pilot Heinz Leuters hat im Cockpit nach überraschenden Analogien gesucht, um ein solches „Changemanagement“ umzusetzen. Stück für Stück verrät er, welche Faktoren auch in brenzligen Situationen ein Flug- zeug sicher auf den Boden bringen: prak- tische und methodische Vorbereitung, Kommunikation mit dem Fokus auf das Wichtige, Vertrauen in die Fähigkeit der anderen sowie eine Kooperation, die jede Ressource nutzt, auch eine unkonventio- nelle oder ungeplante. Das scheint im Alltag manchmal leichter gesagt als getan. Doch einem Motivator wie Janis McDavid kann nie- mand widersprechen. „Wir haben das Leben als Geschenk bekommen“, sagt der 28-Jährige. Dass er ohne Gliedmaßen aufgewachsen ist, hält den Bochumer heute kein bisschen mehr von einer posi- tiven Grundeinstellung ab. Kein Laut ist zu hören, als er sich aus seinem hoch- modernen Rollstuhl windet und über den Boden hopst. Zehn Jahre habe er mit sei- nem Schicksal gehadert. Inzwischen setzt er auf sein Ausnahmetalent zur Kommu- nikation, ist selbstständig und erfolg- reich. Letztes Jahr war er sogar zum Ruck- sackwandern in Peru. „Ich saß drin“, sagt McDavid und freut sich sichtlich über die Pointe. Ohne Selbstwertgefühl, das ist seine Botschaft, neige niemand zu gesun- dem Verhalten oder könne andere dazu bewegen. Aber mit finde jeder Freunde oder Kollegen, die einen notfalls sogar über die Anden tragen. B V U s o t o F Wissen „Das größte Problem wird in Zukunft der angemessene Um- gang mit der Arbeit sein. Ausfalltage, egal ob aufgrund eines Unfalles oder einer arbeitsbeding- ten Erkrankung, dürfen nicht kommen- tarlos hingenommen werden. Sie werden produziert und pas- sieren nicht einfach.“ Bernd Niggemeyer, Geschäftsbereichsleiter „Arbeitsschutz und Prävention“ 21