fehlungen. Wichtig ist dabei immer wieder, alle beim Thema Sicherheit mit- zunehmen und regelmäßig zu sensibili- sieren. Wir bieten als Schulungen ver- schiedene Themen an, beispielsweise: Interkulturelle Kompetenz, Sicherheit in den Dienststellen oder Reduzierung psy- chischer Belastungen im Kundenverkehr. Zusätzlich finden regelmäßig Belehrungen zum Thema Sicherheit statt. Neue Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter werden direkt in das Sicherheitskonzept eingewiesen. Wann haben Sie die Notwendigkeit ge- sehen, entsprechende Konzepte zu entwi- ckeln? Gab es einen Auslöser? 2011 wurden aufgrund einer Gesetzesän- derung aus den Arbeitsgemeinschaften eigene Dienststellen, die Jobcenter. Diese mussten dann bestimmte Positionen erst- malig besetzen, beispielsweise eigene Sicherheitsbeauftragte bestimmen. Ab diesem Zeitpunkt widmete sich das Job- center Hof Stadt dem Thema Arbeitssi- cherheit/Mitarbeitersicherheit intensiver. Wie lassen sich die Konzepte konkret auf die Praxis übertragen? Gibt es Schwierig- keiten oder Herausforderungen? Allgemein ist das schwer zu sagen, denn es muss viel berücksichtigt werden, zum Bei- spiel die Anzahl der Beschäftigten, die Anzahl der Liegenschaften oder die finan- ziellen Möglichkeiten. Auch der Zeitfaktor spielt eine wesentliche Rolle. Manche Maß- nahmen, wie einen Türdrücker durch einen Türknauf zu ersetzen, lassen sich schnell umsetzen; andere Änderungen, gerade in baulicher Hinsicht, brauchen Zeit. Ausgangspunkt bei uns war die Durch- führung einer Gefährdungsbeurteilung. Von den Ergebnissen wurden dann die ersten Maßnahmen abgeleitet und umge- setzt, zum Beispiel stringentes Anzeigen von Beleidigungen. Einige Zeit später wur- de dann die Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen im Kundenver- kehr aufgelegt. Auch hier wurden aus den Erkenntnissen wieder Maßnahmen ab- geleitet. Beispielsweise gab es mehrere Termine für eine Gruppenveranstaltung durch einen externen Supervisor. Auch die Schulung von psychologischen Erst- helfern kollegialer Art hat sich als hilf- reich erwiesen. Wichtig sind zusätzlich 2 | 2018 UVB.dialog t d a t S f o H r e t n e c b o J s o t o F „Anfangs gab es eine große Hemmschwelle bei einigen Beschäftigten.“ Evelyn Moise Aufgrund der Vielzahl sicherheitsrelevanter Vorkommnisse in diesem Jahr hat das Jobcen ter Hof Stadt jetzt einen privaten Sicherheits dienst beauftragt. Titelthema Absprachen mit der Polizei und ein regel- mäßiger Informationsaustausch. Diese führen zu einem gegenseitigen Verständ- nis, zu rechtlicher Sicherheit und Tipps von Außenstehenden. Eine der größten Herausforderungen ist es, das Thema Sicherheit dauerhaft zu implementieren und dann am Laufen zu halten. Anfangs gab es eine große Hemm schwelle bei einigen Beschäftig- ten, Beleidigungen oder Bedrohungen aktenkundig zu machen. Dort musste ein Umdenken stattfinden. Nicht alles akzep- tieren, sondern von einem Kunden, der freundlich und ordentlich bedient wird, auch ein entsprechendes Verhalten dem Personal gegenüber erwarten. Ein Aushang und ein Mitarbeiterbrief der Geschäftsführung und des Personalrats „Grundsatzerklärung gegen Gewalt am Arbeitsplatz“ verlieh der geänderten Betrachtung von unerwünschten Ver- haltensweisen Nachdruck. Was passiert bei Ihnen, wenn jemand mit Gewalt in Berührung gekommen ist? Wir schalten sehr niederschwellig unsere kollegialen psychologischen Ersthelfer ein. Das sind Kolleginnen und Kollegen, die sich mit der betroffenen Person zu- rückziehen und erst einmal „nur“ für sie da sind und sie nicht alleine lassen. Da- nach werden alle weiteren Maßnahmen durch die Führungskräfte veranlasst. Je nach Sachverhalt kann das sein: Rettungs- dienst und Polizei anfordern, Unfallanzei- ge schreiben, Strafanzeige stellen oder Hausverbot erteilen. Danach wird der Sachverhalt auch mit allen Kolleginnen und Kollegen aufgearbeitet. Haben Sie Tipps oder Hinweise für unsere anderen Mitgliedsbetriebe? Das Sicherheitskonzept ist nur „Papier“, die Maßnahmen und die Philosophie müs- sen gelebt werden, sonst verkümmert das Ganze. Je mehr Multiplikatoren im Betrieb vorhanden sind wie Personal- und Be- triebsrat oder Erst- und Brandschutzhel- fer, die das Thema transportieren und leben, umso besser gelingt es. Mitarbeite- rinnen oder Mitarbeiter, die für das Thema Sicherheit brennen, sind in diesem Zu- sammenhang sehr förderlich. Und: Mit diesem Thema wird man nie fertig. 11